Hach, ich fühl mich wohl hier. herrsobel, zum schwarzen Hut nochmal. Ich glaube, die Pointe bekommst du nicht hingebogen, es gibt einfach nur eine Lösung für dieses Problem: Du musst ein ganzes Buch um diese Geschichte herum schreiben!
Tag XDas, meine liebe Frau Blofeld, ist natürlich hart. Gerade die eher sachliche Darstellung mit dem Verzicht auf die Ich-Form. Normalerweise rate ich ja jedem, der über Wahrnehmung oder wenn es sein muss über Gefühle schreibt, die Ichform zu wählen, weil das authentischer wäre.Ich bin insgesamt über die Entschärfung dankbar, aber vielleicht, wenn du die Leser richtig fertig machen möchtest (ich meine das positiv), kannst du so was auch noch einmal in der Ichform versuchen.
Den Schreibstil an sich mag ich. Allein schon der allererste Satz ist ein so eindringliches Bild, dass es einem einen Schauer über den Rücken treibt. Und auch danach finde ich es gut. Der Inhalt, was soll man dazu sagen – ich fühlte mich ein wenig an „Hurt“ erinnert, worin Johnny Cash seinen herannahenden Tod besingt. Wirklich bedrückend und ich werde diese Geschichte so schnell nicht vergessen. Ich meine, ich merke mir eigentlich jede Geschichte hier, und es sind inzwischen ja bestimmt 300, aber diese wird lange in meinem Kopf bleiben.
Die Perspektivenwechsel, die Mistress anspricht, sind mir auch aufgefallen. Mal spricht der Erzähler als „allwissender Erzähler“, das sind die besonders starken Stellen, mal spricht er als Erzähler, der eine normale Person ist.
Trotz der Perspektivenwechsel kann ich nicht anders als dieser Geschichte
zu geben.
Doktor FeuchtingerMannmannmann, Marina. Was ein Hammer. Ich habe
daran praktisch nichts zu meckern – das Ende ist ein wenig vorhersehbar, aber man dreht und windet sich und juchzt und liest immer schneller, um endlich zu genau diesem Ende zu gelangen. Der Stil ist absolut perfekt – man hört förmlich den Tonfall einer naiven Innenstadtpomeranze – man fühlt sich in die Rolle desjenigen versetzt, der schon mehr weiß als die Protagonistin und genießt es. Witzig ist es obendrein. Der Spannungsbogen ist grandios, die Pointe trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit immerhin ordentlich und insgesamt ist das eine richtige, tolle, großartige Kurzgeschichte, die nichts anderes als
bekommen kann.
DoktorspieleRespekt. Auch
das ist großes Kino. Ich weiß, ich laufe Gefahr, hier als zu weich dazustehen, wenn ich so viele Dreier vergebe, aber was, bitteschön, soll man denn da machen? Bei dieser Geschichte ist jedenfalls ebenfalls nichts anderes denkbar: Der Stil ist toll, der Schreibstil angenehm hintergründig, die Geschichte ist spannend, die Pointe clever. Hier und da kommt die Geschichte ein bisschen kafkaesk rüber, gerade so viel, dass es nicht bemüht wirkt und von der Handlung wegführt, aber eben so sehr, dass es diesen drohenden Unterton ergibt. Wirklich fantastisch! Und damit natürlich:
Ich muss an dieser Stelle die Autorinnen und Autoren auch insgesamt noch einmal feiern: Klar neigen wir ein bisschen dazu, diese Seite für die schönste der Welt zu halten – aber ich kenne wirklich bei weitem keine Kurzgeschichtenseite, auf der solch gute Geschichten stehen und derart gute Leute schreiben.
Ich umarme euch zum Dank!