Eines vorab:Ich denke, man kann diese Geschichte sehr gut vorlesen.
Es rockt:Wenn das Wort „erfrischend“ nicht so belastet wäre, dann würde ich es verwenden. So sag ich eben, fluffig, temporeich, flott. Ich liebe diese Geschichte, obwohl sie mich ganz kirre macht.
Toll ist sie, weil sie so leichtfüßig und wahnsinnig originell daherfliegt. Schon die gesamte Idee. Aber sogar auch die verwendeten Klischees, abgedroschenen Liedzeilen (ein sehr gefährliches Terrain, Hut ab!) und Phrasen stören nicht, weil die Geschichte mit ihnen spielt und sie nicht einfach platt verwendet. Die Geschichte strahlt Lebensfreude und Begeisterung aus, sie zeigt ganz wundervoll, was man mit Worten Schönes tun kann. Die per Aufgabenstellung geforderten Vergleiche kommen daher wie ein Rudel junger Hunde, die den Leser bestürmen wie ein lang vermisstes Herrchen, das zudem mit Hundekuchen bewaffnet ist, ich vergaß noch zu erwähnen, dass die Hunde total hungrig sind, was zeigt, wie schwierig solche Vergleiche sind!
Die Geschichte ist angenehm wortreich, eine Entwicklung, die mir bei dir (Mistress) immer öfter auffällt. Ein großer Wortschatz hilft. Immer. Zudem mag ich die Wendungen, die vielen originellen Wendungen. Beispielsweise, dass es nicht so sehr um Sex geht, obwohl man es bisweilen meint. Denn selbst wenn der Protagonist von Sex spricht, geht es geht in Wahrheit um seine Selbstdarstellung. Überhaupt ist das die größte, große Kunst an dieser Geschichte: Dass der Protagonist einerseits in sich schlüssig ist, dass er uns zugleich aber auch vorgeführt wird - als ein kleiner Angeber vielleicht, aber durchaus ein selbstreflektierter, liebenswerter.
Dass außer der Stilvorgabe bezüglich der Vergleiche auch das Thema schön platziert [sic] wurde, gibt einen Sonderapplaus.
Und jetzt zu den Problemen. Es soll ja doch trotz allem ein Text sein. Ein paar nonverbale Sachen sind mir da einfach zu sehr rein gemalt. (Auch diese eingeklammerten Ausrufungszeichen). Beispiele
- Nur das meist (!) ungiftige, aber ausgesprochen köstliche
- Selbstverständlich kennen Sie sie NICHT, nicht wahr?
- Anita fand ich übrigens irgendwo allein in Mexiko und das ist jetzt KEIN
SCHERZ
- zu-sätz-lich (!) siehe oben – Das ist unwürdig. Die Idee muss auch sprachlich ausdrückbar sein. Zeichensprache hat in unseren hoch anspruchsvollen Texten nichts zu suchen, jawoll! Sonnst können wir ja gleich mit Smileys anfangen
Das alles geht auch besser, zum Beispiel hier: …und Sie werden (wahrscheinlich) ein unvergessliches Erlebnis haben – Es ist besser, obwohl es ebenfalls eine Klammer ist, weil nicht ein zusätzlicher Verstärker eingebaut wurde - wie bei diesen elenden Ausrufungszeichen zuvor, die mich an eingespielten Applaus in Comedy-Sendungen erinnern - sondern es steckt viel mehr dahinter, es wird nämlich verschmitzt und subtil zugleich angedeutet, dass es ein anderes als ein unvergessliches Erlebnis werden könnte, was beim phantasievollen Leser eine ganze Welt eröffnet.
Unschön:Oder wie wenn ein Selbstmörder zur Rechenschaft gezogen werden soll für seine Tat. Besser: als zöge man, als werde...gezogen
Nur mittelschön:Da fällt mir ein, dass ich Ihnen unbedingt auch noch von meiner Reise auf den Mars berichten muss, aber dazu später mehr. – Die Idee ist sehr stark, ein bisschen subtiler hätte allerdings auch gereicht, so dass ein Rest Unsicherheit beim Leser bleibt.
Kommasetzung, bitte, bitte, Kommasetzung, die ist ein Desaster.Beispiele:
[list=]Sie werden nach der Lektüre wissen warum
Zurück zu damals, als ich loszog um Jack zu folgen
Es ging ihr nur um meine Kohle und die Schlampe nahm mich aus, wie eine Weihnachtsgans
Ich zog nie aus um Schriftsteller zu werden
Ist es mir gelungen Sie ein wenig runterzuziehen[/list]Du hättest nach Seite 3 auch Schluss machen können, es wäre eine Runde Sache gewesen. Allerdings ist der folgende Rest auch noch nett, insofern will ich da nicht meckern.
Insgesamt gibt es trotz allen Geschimpfes von mir voll überzeugte