So. Dann wollen wir mal... Widmen wir uns der Kunst!
Und GinMarina!
Und Gin. Huiuiui.
Toller Titel (siehe den Kommentar zu Mistress)! Sehr überragender Erzählstil. Elegant, geradezu geschmeidig. Und das bei so einem Inhalt. Wirklich großes Theater. Wortwahl, Satzgefüge, Verschachtelung der Erzählstränge, Tempo, es geht eigentlich gar nicht besser. Ein bisschen Foer (alles ist erleuchtet), ein bisschen Murakami, nur so zur Einordnung, aber er ist ganz eigen und er steht da wie ein Denkmal.
Ich hatte zunächst etwas Schwierigkeiten mit der Dramaturgie. Man weiß eigentlich von Anfang an, worum es geht und somit birgt der Text keine Überraschung. Statt dessen verstärkt sich das anfängliche, beklemmende Gefühl beim Lesen immer mehr, wenn das Unvermeidliche geschildert wird. Nun ja, der Inhalt ist ja nun einmal beklemmend, das war in diesem Fall also sicherlich genau die Intention, schließlich soll der Stil den Inhalt unterstützen. Kreativität muss sich nicht immer in überraschenden Wendungen ausdrücken. Vielleicht ist es einfach das innere Verlangen nach Hollywoodgeschichten, das sich immer betrogen fühlt, wenn's nicht in Rosa zugeht. Nach nochmaligem Lesen bin ich aber auch damit einverstanden.
Ebenso wie Mistress dachte ich zwischenzeitlich an nur zwei Smileys. Aber das war mein Fehler, nicht der des Textes - insofern klare
LebenslaufMaggie!
Ich bin beeindruckt! Neulich fragte mich mal jemand, warum es eigentlich „Kurzgeschichten und Geschichten“ heißt und
diese Geschichte ist wohl eine gute Erklärung dafür. Sie steht ja nun tendenziell nicht für sich selbst. Sie ist eher ein Kapitel aus etwas anderem und man muss kein Genie sein, nicht, dass wir es nicht alle wären, um zu erahnen, dass sie zur Denkverbotsgeschichte gehört. Du hast sie trotzdem etwas abgerundet, ihr fast eine Pointe gegeben, uns zuliebe vermutlich. Schön. Toller Inhalt, Stil ok. "Was, nur ok?" fragst du jetzt. Jup, nur ok. Eigentlich ist der Stil großartig. Ein gutes Erzähltempo, eine geschickte Art, das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen. Gute Wortwahl, alles bestens. Aber manchmal wechselst du die Perspektive, was den Text für mich schwächt. Ich erkläre das mal: In der Regel schreibst du aus der Perspektive des Quasiicherzählers. Du schreibst zwar in der Dritten Person, aber du bewertest die Dinge eindeutig aus Sicht des Protagonisten (der doofe Köter und so weiter), außerdem sprichst du die Gedankengänge des Protagonisten aus. Das ist soweit absolut in Ordnung und passt hervorragend und es gibt nichts daran zu meckern. Aber ab und zu erklärst du den Protagonisten - und dann wird aus dem Quasiicherzähler ein echter Erzähler der dritten Person, ein allwissender Erzähler. Und metamorphierende Erzähler sind kein guter Stil. Ein Beispiel:
„Da es ihm sehr wohl bewusst war, dass es nicht recht war, was er tat,“
Das ist nichts, was sich ein Quasiicherzähler überlegt. Ist klar, was ich meine? Insofern gibt es hier Abzüge in der B-Note. Insgesamt reicht es für mich aber trotzdem für
Brot und KrumenVermaledeit, wow! Herr Maas, das nenne ich einen Einstieg! Und überhaupt mag ich die
Geschichte vom Ansatz her. Am liebsten würde ich fragen, wie um alles in der Welt du auf dieses Thema gekommen bist, aber so was frag ich nicht, daher sag ich nur: Starke Themenwahl!
Leider ist der Text unrund geschrieben. Die Sätze sind manchmal einfach nicht zwingend in ihrer Reihenfolge. Mal ist der Sprung vom einen Satz zum nächsten recht groß, mal sagt der zweite Satz etwas ganz Ähnliches wie der davor und bringt die Geschichte nicht recht weiter, so dass man den Eindruck hat, dass er nur um seiner Formulierung Willen geschrieben ist. UND DIE FORMATIERUNGEN! Was ist denn das? Willst du den Weltrekord im schlecht Formatieren brechen? Trägst du ein Duell mit Robert aus?^^
Außerdem echte Mängel bei der Sauberkeit. Ein Satz, der alles Schlechte an diesem Text schön verdeutlicht, ist im Kontext dieser:
Viel besser erging es den Zielen den Kugeln aus diversen Läufen auch nicht.
Ein weiterer grausiger Satz:
Die Zahl seiner Gefährten war auf eine erkleckliche Zahl zusammengeschmolzen und hatte die Anhöhe im Landschaftsbild ein wenig angehoben.
Eine Höhe angehoben, naja. Aber eine Zahl schmilzt auf eine erkleckliche Zahl zusammen? Darin sind mindestens zwei Desaster enthalten. Erklecklich steht für etwas tendenziell Großes, Nennenswertes, darauf etwas zusammenschmelzen zu lassen, ist echt ungeschickt, und dann zweimal „Zahl" in einem Satz, bäh. Oder meintest du einen erklecklichen Berg? Oder die Zahl der gefallenenen Soldaten? Dann ergäbe das Zusammenschmelzen einen anderen, bizarren Doppelsinn, der zu dir passen könnte
So oder so: In dieser Form geht’s nicht.
Aber genug getadelt. Denn was man dieser viel zu schnell oder zu betrunken oder einfach zu nachlässig geschriebenen Geschichte nicht absprechen kann, ist eines: Originalität. Sie ist schlicht sehr interessant und sogar ein bisschen spannend. Außerdem ist die Mischung zwischen nüchterner Erzählweise und Absurditäten sehr cool (natürlich kommt es gerade bei sowas dann stark darauf an, ganz sauber zu bleiben). Wenn du die gleiche Geschichte nochmal in Ruhe schreibst, wird sie famos. So sind es - sogar etwas - aufgerundete
Immer vor mirMisstress, Mensch, hast du mich erschreckt! Ich dachte schon,
das würde eine von diese unsäglichen "Ich klage dich an, Exfreundchen!"-Geschichten. Aber nach ein paar Zeilen war ich beruhigt. Das ist ein sehr schöner, runder, angenehmer Text. Er fließt dahin wie sein Inhalt. Ein sehr starker Titel übrigens - ich finde ja generell, dass Titel ein wichtiger Bestandteil des Textes sind. Genial sind sie, wenn sie den Inhalt aufgreifen, mit ihm womöglich spielen, ohne dabei etwas zu verraten und unter Umständen sogar selbst eine Pointe darstellen. So wie dieser.
Hier und da könnte statt eines Gedankens ein kleiner Stilbruch, ein Wortwitz oder eine Auflockerung noch etwas bereichern. Trotzdem ein starker Text, bitte mehr davon! Für mich mit Tendenz nach oben satte
Honey & BastardJanMaas, ich weine vor Glück! Nicht, weil du
einen zweiten Text zum gleichen Thema geschickt hast, was natürlich einen großen Sonderapplaus verdient, sondern weil es so ein Oberhammer ist. Er ist unglaublich stark. Stilistisch sauber und vor allem flüssig. Ich glaube, es liegt am Verzicht auf Perspektivwechsel, die du ja sonst immer gerne einstreust. Das ist zwar ein absolut okayes Stilmittel, aber die ich denke, die Wortwitze vertragen sich viel besser mit einer stringenten Perspektive. Wie so oft ist der Text absolut originell. Geistreich, ideenreich, witzig. Ein Feuerwerk geradezu. Außerdem ist er, ich muss es einfach wiederholen, dabei so schön flüssig. Ein Satz klatscht sich wie bei einem perfekten Staffellauf mit dem nächsten ab. Und die Sprache, sie passt großartig zu dem Protagonisten, es ist absolut authentisch. Wie er zum Beispiel hier und da einen Yuppie-Begriff für etwas Bodenständiges benutzt (down to earth) untermalt weltklassemäßig die ganze Idee des Textes.
Die Wortwitze und Vergleiche (die Zeit und die Klosteine mag ich am meisten) sind diesmal perfekt dosiert. Sie bereichern den Text, ohne von ihm abzulenken.
Alles in allem feiere ich diesen Text überschwänglich und er kriegt von mir lockere
P.S.: Was dich nicht davon abhalten sollte, auch hier auf die - diesmal nicht ganz so schlimmen - Formatierungen zu schauen. Einige Absätze stören.
P.P.S.: Auch ein schöner Titel