Mein lieber Herr Maas!
Was bitteschön soll ich zu
dieser Geschichte sagen? Ich reg mich total darüber auf, das sag ich! Denn es könnte eine fantastische, großartige Geschichte sein, eine Mischung aus Ellis und Kafka.
Die Grundidee und der Handlungsstrang sind wahnsinnig gut. Wirklich extrem grandios. Ein echter Hammer. In nur einer Seite die Entwicklung des Protagonisten so gut zu beschreiben, mit so wenigen, aber markanten Szenen, ist beeindruckend. Obendrein hast du die inhaltliche Vorgabe perfekt, geistreich und originell umgesetzt. Das ist ganz großes Kino.
Drei Dinge sind schlecht. Einmal hast du sämtliche formalen Vorgaben im Sekundentakt gerissen, das gibt Smileyabzug. Aber die Geschichte für sich genommen wird dadurch natürlich nicht schlechter. Eigentlich muss man sagen, dass die Geschichte auf der Ebene, bei der sich der Erzähler einmischt, sogar schlechter ist, in den Teilen, in denen der Protagonist denbkt und fühlt (was er ständig tut) ist sie stärker.
Dann musst du bei Gelegenheit mal Absatzformatierungen üben, aber das ist ja eher eine Randnotiz.
Das Dritte ist aber dramatisch. Und zwar sollten die Wortwitze raus. Echt jetzt. Die gehören da einfach nicht rein. Die Geschichte braucht sie nicht. Oder wenn, dann müssen sie ganz, ganz fluffig sein und dem Handlungsstrang dienen. Aber das tun sie nicht. Es sind einfach (zugegeben lustige) Einfälle, die du in der Geschichte untergebracht hast. Ich kann mir geradezu vorstellen, wie das beim Schreiben Spaß gemacht hat. Aber beim Lesen nicht. Oder jedenfalls nicht so, dass es der Geschichte hilft. Raus damit! Du versaust die Geschichte! Sie ist zu holprig! Schreib es schlichter. Die Geschichte ist so toll, dass sie eine bessere Sprache verdient, und wenn holprig, dann als direktes Stilmittel. Wenn du es hinbekämest, das man das Muttermund-Dings oder das Kupferdings als Bestandteil der Geschichte des Protagonisten verstünde, wäre das Weltklasse - aber du machst dir auf der Erzählebene darüber Gedanken und da frag ich, was das soll. Das lenkt ab. War das jetzt deutlich genug?
Insgesamt will ich der Geschichte am liebsten nur einen Smiley geben, aber das bringe ich wegen der genialen Idee und des famosen Inhaltes natürlich nicht übers Herz, daher gibt es von mir:
Hier noch ein paar Beispiele für die beschriebene Meinung:
Obschon er kein gebärfreudiges Becken besaß und durchaus zu reden vermochte, einen Muttermund konnte er nicht vorweisen.
Beim zweiten (oder dritten) Lesen hat man einen ganz witzigen aha-Effekt, aber es lenkt ab.
die auch eine Wochenbettdepression erfüllte,
Siehe oben.Nicht auszudenken, hatte er früher sinniert, wie sich ein Gedächtnisverlust auswirken würde.
Sinniert=denkenDamals hatte er jeglichen Gedanken schaudernd beiseite geschoben.
Beiseite geschoben=denken Angst hatte ihn beschlichen
Angst = fühlenHarmloses Zusammentreffen
ist eigentlich ebenfalls eine Bewertung, die nicht vom Erzähler, sondern vom Protagonisten kommt. Also = denkenso man denn mit Kupfer bedeckt war.
Der Satz lenkt ab. Allerdings ist es hier ein Grenzfall, denn man kann es immerhin dem Protagonisten abnehmenVielmehr war genau der Teil der Welt verschwunden, den er durch den Schwindel so oder so halbwegs unter den Füßen verloren hatte.
Grenzfall. Kannst du bringen, aber du solltest auf die Wortwitzkomponente entweder verzichten oder sie eleganter schreiben. Ist wieder zu sehr der Erzähler, der da reinfunktwirbelte durch seinen Kopf
DenkenFür einen kurzen Moment wurde ihm schwindelig
FühlenEtwas mulmig wurde ihm dadurch durchaus zumute
=Empfinden=FühlenAnfangs hatte es ihn noch amüsiert
Fühlenautokassierten
Was heißt das? Mich bringt es aus der Geschichte rausSicher war sicher.
denken & Fühlen
keine Orte mehr, an denen er sich gerne aufhielt.
=FühlenVielleicht war das die Maxime, die die neue Welt im Innersten zusammenhält.
->zusammenhielt, kleiner Schreibfehler, im Übrigen ist das wieder Denkenfasste den Entschluss
Denken